Etosha Nationalpark
Nach 3 Monaten radfahren in Australien freuten wir uns auf Namibia, angedacht als unser Startpunkt für die „letzte“ Etappe auf dem Weg nach Zanzibar. Miekes Handgelenk forderte eine mehrwöchige Tandempause zur Regeneration ein, die wollten wir in Namibia einlegen. 6 Wochen waren angedacht und passend dazu, hatten sich Arved und Lynn sich zu einem Besuch angemeldet. Die Beiden kamen nicht gleichzeitig sondern hintereinander, für jeweils gute 2 Wochen. Namibia ist ein riesiges Land, dennoch waren die gewünschten Ziele der 2 sehr ähnlich, beide hatten ganz oben auf der Wunschliste Safari stehen, Zwillinge eben. So kam es das wir innerhalb von 6 Wochen 2 mal den Etoscha Nationalpark besuchten und auf Selbstfahrsafari gingen. Für die Besuchszeit musste ein Auto gemietet werden, und weil wir mal wieder zeitlich sehr eng dran waren, buchten wir aus Australien einen Toyota – Hilux mit vollwertiger Campingaustattung inkl. 2er Dachzelte bei einem recht neuem Autovermieter in Windhuk. Die Vermieter, Ellen und Vincent, fuhren selbst mal 5 Jahre mit einem „Camping-Truck“ kreuz und quer durch Afrika und hatten so jede Menge bester Routenvorschläge für so unvorbereitete Urlauber wie wir es waren. Zudem hatte Vincent lange als Safari-Guide gearbeitet und kannte sich sehr gut aus. Das Unterstellen unseres nicht benötigtem Gepäck war für Vincent und Ellen überhaupt kein Problem, so dass wir mit recht leichtem Gepäck auf Safari gehen konnten.
Mit beiden Besuchern stand zuerst der Etoscha Nationalpark auf dem Programm und da die Regenzeit direkt vor der Tür stand (die Trockenheit sehr gross), war Vincent überzeugt das wir viele klasse Momente erleben und sehr viele Tiere sehen sollten. Wie Recht er behalten würde war uns bei der Abfahrt allerdings noch nicht klar. Insgesamt verbrachten wir gute 9 Tage im Etoscha Nationapark, sahen wirklich viele Tiere und hatten fantastische Erlebnisse. Wir hatten ja bereits ein paar Safaris in Tanzania mitgemacht, diesmal war es allerdings das erste Mal das wir unser Auto selber fuhren, was auch bedeutete wir mussten die Tiere selber finden. Das war neu und nicht immer ein Vorteil, Spass hat es uns aber trotzdem gemacht und gesehen haben wir auch so eine Menge.
Der Etosha-Nationalpark ist ein 22.275 Quadratkilometer großer Nationalpark im Norden von Namibia und bedeutendstes Schutzgebiet des Landes. Der Park liegt am Nordwestrand des Kalahari-Beckens und umfasst fast die gesamte 4.760 km² große Etosha-Pfanne. Von der Südgrenze des Parks sind es 400 Kilometer bis zur Hauptstadt Windhoek und von der Nordgrenze 125 Kilometer bis zur Grenze nach Angola. Der Atlantik ist von der Westgrenze fast 200 Kilometer entfernt. Der Name „Etosha“ stammt aus dem Oshivambo und bedeutet so viel wie „großer weißer Platz“.
Elefanten
Elefanten im Etoscha Nationapark zu finden ist nicht wirklich schwer, vor allem in der Trockenzeit. Häufig sind kleine Gruppen mit Jungtieren, den dazugehörenden Müttern und der Leitkuh zu finden. Solche Familiengruppen ziehen relativ rastlos durch die Gegend und lassen sich an den Wasserlöchern meistens nur recht kurz blicken. Die kurze Wasseraufnahme, manchmal ein schnelles kühlendes Bad, und dann wieder weiter, einfach aus dem Wissen heraus, das Wasserlöcher für junge Elefanten ein Gefahr darstellen, denn natürlich wissen auch Löwen wo die Wasserlöcher sind und dass alle Tiere trinken müssen. Eine Gruppe von Bullen verhält sich da deutlich anders, sie können über Stunden ein Wasserloch belagern und so für andere Tiere blockieren. Einzig für durstige Familiengruppen wird freiwillig Platz am Wasserloch gemacht. Wer jetzt, wie wir zuerst auch, an freundliches und soziales Verhalten der Bullen denkt, liegt vollkommen falsch. Auch die Bullen wollen einfach keine Löwen anlocken, nur weil die Jungtiere lange am Wasserloch verweilen. Also machen alle Bullen sofort Platz für die Mütter und deren Kinder, einfach damit schnell wieder Ruhe einkehrt und keine unnötige Gefahr erzeugt wird. Bei der Elefantenbeobachtung hatten wir grossen Glück, so trafen wir an einem Wasserloch über 40 Elefanten, die zum Durststillen, Schlammbaden und Relaxen kamen. Immer wieder gabe es kleine Rangeleien um die „Hackordnung“ und die Erziehung zu sichern. Neuankömmlinge mussten sich mühsam einen Platz am Wasserloch erarbeiten oder kamen gar nicht zum Zuge. Andere Tiere, wie Springböcke, Oryxe usw. hatten überhaupt keine Chance zum Wasser zugelangen und mussten geduldig die Elefantenparty abwarten. Einzig eine ankommende „Familie“ kam wie oben beschrieben und ohne Probleme direkt zum Wasser und verschwand nach kurzer Zeit wieder.
Giraffen
Was soll man da schreiben? In Etosha gibt es Giraffen und nicht wenige. Sie sind erstaunlich elegant und geschmeidig in ihren Bewegungen, meist majestätisch anzuschauen, es sei denn sie kommen zu einem Wasserloch und müssen trinken. Ohnehin scheint trinken eines der grössten Probleme von Giraffen zu sein. Sie tun sich nicht nur sehr schwer mit dem Kopf weit genug hinunter zu kommen um Wasser überhaupt aufnehmen zu können, sie müssen auch extrem vorsichtig und wachsam in der Nähe von Wasserlöchern sein. Bei den Löwen stehen sie auf dem Speisezettel ganz weit oben und das wissen sie auch. Entsprechend ängstlich und verdammt vorsichtig nähern sie sich einem Wasserloch. Alleine kommen sie nie, eher in kleinen Gruppen wobei mindestens eine Griaffe ständig ausschau nach ungebetene Gästen hält. Zum Trinken müssen sie die Beine soweit auseinander grätschen, dass im Falle einer Flucht wertvolle Sekunden verloren gehen bevor die eigentliche Flucht beginnen kann. Das wissen sie und so spürt man ein Unwohlsein bei den Giraffen die am Wasserloch trinken wollen. Das doofe ist nur, Giraffen müssen, im Gegensatz zu vielen anderen Tieren, täglich Wasser zu sich nehmen. Irgendeine Art der Wasserspeicherung haben sie nicht. Aus Sicht der Giraffen hat da die Natur nicht perfekt gearbeitet, die Löwen sehen dies wahrscheinlich anders, aber vielleicht denken auch beide gar nicht darüber nach. Natürlich sind Giraffen aufgrund des Körperbaus keine Fehlkunstruktion sondern deutlich bei der Nahrungsaufnahme im Vorteil. Der lange Hals und die endlosen Beine sichern den Giraffen einen Logenplatz in den oberen Baumregionen, den sie maximal mit ein paar Elefanten teilen müssen. Sie scheuen sich nicht vor stacheligen Baumkronen, von denen es im Etoscha nur so wimmelt und pflücken mit grossen Geschick die scheinbar schmackhaften Blätter zwischen den Stacheln heraus. Klasse anzuschauen sind die langbeinigen Fotomodelle mit ihren extravaganten Wimpern in jedem Fall.
Zebras
Lange mussten wir ja nicht warten, bis wir Zebra ganz zu Gesicht bekamen. Im Vergleich zur Safari in der Serengeti vor ein paar Jahren waren die Zebras in sehr kleinen Gruppen unterwegs, ähnlich wie die Gnus auch. Tortzdem ist es sehr einfach Zebras zu finden und spätestens nach ein paar Stunden hält man kaum noch für ein Zebra an. Davor allerdings haben wir Zebras von vorne, Zebras von der Seite, kleine Zebras, große Zebras, Zebras von hinten (haben die Tiere nicht wirklich schön gestreifte Schenkel?), Zebras am Grasen, Zebras in der Savanne, Zebras im Dickicht, Zebras am Wasserloch usw. gesehen. Sogar ein Totes (Autounfall im Etoscha), von Löwen aufgefressenes, haben wir gesehen.
Löwen
Löwen sind im ganzen Park anzutreffen, aber besonders dort, wo es viel Beute gibt. Soweit die Theorie. Wir sahen fast gar keine Löwen und taten uns extrem schwer überhaupt Einige zu finden. Unsere Besuchszeit lag in der Blüte der Trockenzeit, alle Gräser waren gänzlich vertrocknet oder, in der Nähe der Wasserlöcher, gelblich/bräunlich. Und da die Beute in jedem Fall auch zum Wasserloch kommen muss, erwarteteten wir die Löwen in der Nähe der Wasserlöcher. Nur wer jetzt glaubt ein so grosse Katze muss doch einfach zu finden sein, weit gefehlt. Diese riesigen Katzen legen sich einfach in das gelbliche Gras und verschwunden sind sie. Für unsere Augen kaum zu entdecken. Auf unsere bisheirgen Safaris war es anders, entweder war das Gras grün oder sehr kurz, beides half enorm beim Löwen-Finden. Dennoch hatten wir Glück und fanden ein paar Katzen. Grundsätzlich sollen etwa 250 Löwen in Etosha leben, gefunden haben wir etwa 10, verteilt auf 3 Rudel, und das bei 9 Tagen Aufenthalt in Etosha.
Nashörner
Wir hatten nicht erwartet oder zu hoffen gewagt Nashörner im Etosha Nationalpark zu finden, aber irgendwie war es dann doch recht einfach. Vor allem am Wasserloch Okaukuejo sind regelmässig Nashörner zu finden. Meist sogar eine fröhliche Kombination aus Bulle, Kuh und Kalb. Es sollen eigentlich Spitz- und Breitmaulnashörner im Park leben, gesehen haben wir aber „nur“ Spitzmaulnashörner. Zu unserer Überraschung zählten wir knapp 20 unterschiedliche Tiere, eine Quote die uns heute noch begeistert. Allerdings hatte uns die Campingplatzverwaltung von Okaukuejo „vorgewarnt“ und behauptet, „wer hier keine sieht, wird nirgends Nashörner finden“. Und sie sollte Recht behalten. Abends am Wasserloch sahen wir unsere ersten Nashörner. Die Chance Nashörner zu sehen, ist in den Abend- und Nachtstunden deutlich höher. Tagsüber scheinen sich die Nashörner eher zu verstecken, ob nun vor der Sonne oder vor Jägern ist uns nicht so ganz klar geworden.
Restliche Tiere
Neben den oben genannten Tieren sahen wir noch Gnus, Oryxe, Springböcke, Kudu, DikDik, Elenantilopen, Geier, massig sonstiges Fiedervieh und noch vieles mehr. Trotz intensiver Suche haben wir es aber nicht geschafft einen Leopard oder Gepard zu finden. Diese beiden Katzen sind sehr schwer zu finden, beide gibt es im Nationalpark, aber das ist u.U. der Preis der zu zahlen ist, wenn der Nationalpark ohne Guide bereist wird. Wir haben wirklich viel versucht, sind zu den Hotspots gefahren oder mit dem Sonnenaufgang aufgebroche, haben Stunden an Wasserlöchern verbracht an den am Vortag ein Gepard gesichtet wurde usw. aber geschafft haben wir es nicht. Die Erfahrung die eine Guide hat lässt sich halt nicht so einfach ausgleichen. Trotzdem war der Besuch im Etoscha Nationalpark ein voller Erfolg. Unfassbar viele Tiere haben wir gefunden, das Schlafen auf den Campingplätzen mit all den nächtlichen Geräuschen, vom Löwengebrüll bis zum Elefantentrompete, genossen und die Selbstbestimmung mit dem eigenem Auto. Erstaunt hat uns in jedem Fall die Flut der hochwertigen Profikameras die extrem viele Besucher dabei haben. Diese hohe Qualität weckt bei uns (naja eher bei Niko) fast Minderwertigkeitsgefühle, wenn wir unseren Photoapparat dagegen auspacken. Aber egal, wir sind zufrieden mit dem was wir haben und auf dem Fahrrad ohnehin kaum mehr möglich. In jedem Fall bleibt der Etoscha Besuch ein unvergessliches Erlebnis, wie viele andere Elebnisse unserer Reise auch. Vielleicht ist der Besuch etwas spezieller weil wir die Erlebnisse mit unserem Besuch teilen konnten. Wir hatten eine tolle die Zeit, danke an die Besucher 😉
Nach dem, im Norden liegendem, Etoscha Nationalpark fuhren wie in südliche Richtung. Namibia ist ein riesiges Land, es gibt sehr viel zu sehen. Wer nur ein paar Wochen Zeit hat muss selektieren, unsere nächsten Ziele waren Cape Cross, Sussovlei und andere Highlights Namibias. Darüber aber mehr im nächsten Blog.
Wie schön, dass es jetzt weitergeht!
Gibt es eigentlich an den Wasserlöchern irgendwelche Aussichtstürme oder was tut man sonst gegen das Gefressenwerden?
Viel Spaß und stabile Handgelenke wünsch ich euch und bin gespannt auf die weitere Reiseroute. Sansibar ist ja noch ein Stückchen entfernt.
Na endlich Bilder aus Namibia, habe schon soooo drauf gewartet … die Giraffenbilder sind sehr sehr schön – sind aber ja auch sehr schöne Tiere!! Freut mich, dass Ihr viele Tiere gesehen habt … hach, ich könnte auch schon wieder 🙂
Alles Gute weiterhin! Wo geht’s denn jetzt eigentlich hin und wo lang?
Sehr schön! Eurem wundervollen Schreibstil hat die Pause jedenfalls nicht geschadet,-)
Die besten Wünsche für die letzte Etappe aus einem wunderbar sonnig-kalten Wuppertal!