Australia, Northern Territory, Darwin

Jumping Crocodile

Darwin als Ankunftsstadt in Australien hatten wir ausgewählt, weil wir dort ein paar Freunde haben und so auch gleich ein Wiedersehen „feiern“ konnten. Gelandet sind wir gegen 5:00 Uhr am Morgen und wurden fröhlich am Flughafen empfangen und abgeholt. In Darwin wollten wir uns in erster Linie erholen und Urlaub machen. Die einzig wirklich geplante Aktivität war die Pflege unseres Rades. Und das taten wir auch, ausser 2 Kinobesuchen, leckerm Essen, Marktbesuchen und netten Freundewiedersehenabenden machten wir eine ganze Woche eigentlich nichts. Selbst unsere Photosapparate waren im Urlaubsmodus, nicht ein Bild entstand in diesen Tagen. Allerdings wüssten wir auch nicht was man in Darwin sonst so machen könnte.

Nach etwa einer Woche hiess es dann Abschied nehmen und wir brachen Richtung Kakadu-Nationalpark auf. Bereits nach gut 50km kam bereits unser erstes „Highlight“, kaum touristisch, dennoch total faszinierend für uns, die „Jumping Crocodiles“ im Adelaide River. In dem Fluss gibt es eine grosse Population an Salzwasserkrokodilen, oder Salties wie sie hier im Northern Territory genmannt werden. Diese Krokodile sind extrem territorial veranlagt und jedes dieser Reptilien verteidigt sein Revier mit allem was es hat. Jetzt in der kühlen Trockenzeit geht es scheinbar relativ friedlich in dem Fluss zu, in der Regen- und Paarungszeit sieht dies wohl ganz anders aus.

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Wir zögerten nicht lange und buchten die letzte Tour des Tages, mit der Hoffnung auch gleich ein wenig Sonnenuntergangsstimmung auf dem Fluss zu erleben. Das stellte sich zwar als Irrglaube heraus, machte aber nichts, denn die Tour und das Spektakel auf dem Wasser waren mehr als eine klasse Entschädigung. Während der Tour erhielten wir viele Informationen über Salties und deren Lebens- und Verhaltensweisen, sehr spannend, aber meine Konzentration lag leider eher auf der Flussoberfläche als an den Lippen des Guides. Etwa alle 100m (gefühlt) kam ein anderes Krokodil zum Vorschein und schwamm auf das Boot zu. Jedes Einzelne hatte von den Guides einen Namen bekommen, was die Tiere niedlicher erscheinen lässt als sie tatsächlich sind. Salties gehören zu den wenigen Tieren bei dem auch der Mensch auf dem Speisezettel steht. Dies lässt sich durch richtiges Verhalten zwar sehr leicht verhindern, dennoch weiss jeder Nordaustralier diverse Krokodilgeschichten zu erzählen und nicht selten geht es dabei um Angriffe auf Menschen, die sehr häufig das Krokodil für sich entscheidet. Allerdings sind alle Angriffe auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen. Genau dieses „Wissen“ erhöht nochmal den Reiz der Tour.

20150714-P7140914Auf der Tour lernt man aber auch, Krokodile sind keine menschenfressenden Monster, sondern vielmehr extrem spannende und faszinierende Tiere die hervorragend an ihre Umgebung angepasst sind und schlussendlich nur fressen und überleben wollen. Dabei sollte man ihnen allerdings nicht über den Weg laufen. Und genau das sind Salties, sehr faszinierend und spannend. Bei der Tour werden Knochenstücke mit Fleisch dran mit einer Art Angel über den Fluss gehalten. Dies Stück Fleisch animiert die Salties aus dem Wasser förmlich herauszuspringen. Das passiert mit einem Tempo und einer Dynamik die wahrlich mehr als beeindruckend ist. Etwa bis zu den hinteren Füssen schaffen die Krokodile das Wasser durch die kräftigen Schwanzschläge zu verlassen. Bereits nach dem ersten Sprung wird auch die Anweisung des Guides klar, dass man auf keinen Fall eine Hand, Arm oder gar den Oberkörper mit Kopf über die Bootskante herausragen lassen sollte. Vor allem weil neben der enormen Explosivität die Krokodile in dem Wasser eigentlich nicht zu sehen sind, wovon wir uns auch überzeugen konnten. Taucht eines der Krokodile direkt am Boot ab, ist es sofort nicht mehr zu erkennen. Nachdem das Boot zurück an der Anlegestelle war verliessen wir begeistert das Boot, begeistert in erster Linie von den Krokodilen und deren Überlebensstrategien. Da es nun aber bereits relativ spät war, fragten wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Der Tourguide bot uns an direkt auf dem Gelände des Touranbieters zu campen, allerdings mit dem dringlichen Hinweis in der Dunkelheit nicht an das Flussufer zu gehen und das Zelt in einem gewissen Abstand zum Ufer aufzubauen. Das Angebot nahmen wir gerne an, der Thrill für die Nacht war so garantiert, vor allem weil auch eine Bootsrampe direkt zu unserem „Zeltplatz“ führte, in Theorie hätte also eins dieser Salties die Rampe ….. Darüber haben wir nachts ein paar Mal nachgedacht aber passiert ist nichts, so wie der Guide versprochen hatte.

Kakadu National Park

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Nachdem wir in der Nacht tatsächlich nicht vom Krokodil geholt wurden, ging es am folgenden Tag weiter in den Kakadu National Park. Etwa 50.000 Jahre bevor wir ankamen, erreichten die ersten Aborigines das Gebiet des heutigen Kakadu NP. So überrascht es auch nicht, dass der Name des Parks durch die falsche Aussprache des Wortes „Gagudju“ (Name des Gebiets in der Sprache der Aborigines) abstammt und nicht, wie viele denken (wir übrigens auch), von der grossen Anzahl dort lebender schwarzer und weisser Kakadus. Etwa die Hälfte des Parks ist auch heute Aborigines Land, über die andere Hälfte wird gerade noch gestritten. Die Aborigines beanspruchen (sicherlich zu Recht) auch die 2. Hälfte und es sieht gut aus, aber aktuell gehört diese Hälfte nicht den Aborigines. Immerhin haben durch die Besitzverhältnisse die Aborigines ein gewichtiges Mitspracherecht über die Gestaltung und Nutzung des Parks. Das macht es aus touristischer Sicht sehr schwer neue Wanderwege oder Campingplätze einzurichten, schützt aber den Park vor zu viel touristischem Unsinn. Bei allem was wir so im Park gelesen haben, sind die Aborigines immer eher darauf bedacht möglichst wenig zu verändern und die Natur zu schützen. Wir finden das gut und hoffen das auch die 2. Hälfte in die richtigen Hände fällt, immerhin hat es der Park auch so auf die Liste der UNESCO als Weltnatur- und Weltkulturerbe geschafft.

20150718-P7181143Wer die Filme um „Crocodile Dundee“ kennt und mag, wird sich im Kakadu-NP immer wieder an verschiedene Szenen erinnern und Landschaften, Seen oder Felsen wiedererkennen. Grosse Teile der in Australien spielenden Szenen wurden im Kakadu NP gedreht und beim Besuch dieser Drehorte (der Park liefert darüber keine Hinweise) wurden wir jedesmal von unterschiedlichen Australiern auf „Mick Dundee“ angesprochen und auf die jeweilige Filmszene hingewiesen. So alt die Filme auch sind, so präsent sind diese bei den Australiern. Vielleicht sind aber auch die uns ansprechenden Australier nur etwas älter und sind die Filme bei der jüngeren Generation vollkommen unbekannt. Uns ist es egal, Niko mag die Filme und geniesst das „Wiedersehen“.

20150720-P7200074Durch den Kakadu Park führt eigentlich nur eine Strasse, für jede Attraktion gilt es diese zu verlassen und meist auf einer Sandpiste zur gewünschten Stelle zu fahren. Wir erradeln uns Diverse, können aber mit dem Tandem nicht alle erreichen. So sind z.B. die Twin Falls wie auch die Jim Jim Falls über eine 70km lange Piste angebunden. Leider muss auf dieser Strecke auch ein etwa 60cm tiefer Creek durchquert werden. Klingt auf den ersten Blick machbar, aber aufgrund der Krokodile wäre eine mehrfache Querung zu Fuss, mit Tandem und anderem Gepäck auf dem Rücken lebensgefährlich. Da beide Wasserfälle zu unserer Zeit ohnehin kein Wasser führten, sahen wir gerne von diesem Besuch ab. So begnügten wir uns mit einem Besuch an Ubirr inkl. Krokodilbeobachtung am Cahill Creek und wunderbaren Sonnenuntergängen mit Blick auf „Mick’s Land“ oder den Gunlom Falls, 2 Bootstouren auf dem Yellow River mit fantastischen Guide-Erklärungen der Landschaft, Flora und Fauna sowie den Felsmalereien von Nanguluwur und Nourlangie. Alles war auf seine eigene Art und Weise sehr beeindruckend. Die Ranger Talks (von denen wir gerne mehr erlebt hätten) rundeten das Erlebnis Kakadu National Park wunderbar ab. Der Besuch hat sich wirklich gelohnt und der kleine Einblick in die  Lebensweise der Aboriginal-Kultur hat uns vielleicht sogar am meisten beeindruckt.

Nachdem wir den Park verlassen hatten, waren noch knapp 200 Kilometer bis Katherine zu radeln. Katherine ist eine relativ „grosse“ und leicht langweilige Stadt, trotzdem freuten wir uns auf Katherine. Nach den Tagen im Kakadu war es dringend notwendig unsere Lebensmittelvorräte mal wieder mit frischem Obst und Gemüse aufzufüllen. Auch ein leckerer Kaffee und andere Annehmlichkeiten einer grösseren Stadt, wie das Waschen unserer Klamotten war dringend notwendig. Ausserdem mussten wir in Katherine Informationen für unsere Weiterreise sammeln. Es galt die Entscheidung zu finden, ob wir nun den Stuart Highway oder den Tanami Track weiter fahren wollten. Der Tanami Track würde gute 1000km harte Piste bedeuten, der Stuart Highway dagegen bot asphaltierte Strasse, dafür Road Trains und jede Menge Campervans. Nicht ganz einfach die Entscheidung.

Felsmalereien im Kakadu Park

Bislang sind etwa 5000 Felsmalereien im Kakadu-Park gefunden bzw. öffentlich bekannt. Viele weitere, wahrscheinlich tausende, sind noch nicht beschrieben, bekannt oder gefunden. Wir haben uns Felsmalereien an 3 verschiedenen Stellen angesehen und waren erstaunt das manche Zeichnungen verdammt jung sind, etwa aus den 1960er Jahren. Auch die vielleicht bekannteste Zeichnung ist in dieser Zeit entstanden. Die Konservierung der Malereien ist nicht ganz einfach, genutzt wurde eine wasserlösliche Farbe, muss somit immer vor Regen geschützt werden und zudem wurden die Zeichnungen regelmässig übermalt. Auch bei den Felsmalereien hatten wir das Glück einen Rangertalk zu erwischen. Es war so informativ und interessant, dass ich leider Vieles wieder vergessen habe. Vielleicht weil gleichzeitig über die Kultur, Sprache und die Familienordnung der Aborigines gesprochen wurde und mich dies deutlich mehr gefesselt hatte. Gründe für die Malereien gibt es Vielfältige, als da wären Darstellung von Jagdszenen, Heldendarstellungen oder einfach aus Spass (der Grund gefällt uns am besten). Nicht alle Malereien im Park sind für den Durchschnittstouristen zugänglich, die Aborigines haben heilige Plätze und da darf kein Tourist hin. Selbst Ranger sind dort nicht gerne gesehen,  manche dieser Plätze dürfen sogar nur von Eingeweihten besucht werden.

 

 

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