Wind, Eis und Pampa
Unsere letzte patagonische Fahrrad-Etappe versprach nicht viele landschaftlichen Highlights. Vielleicht mal abgesehen vom Perito Moreno Gletscher. Ein Stück des Weges führte uns über die berühmte Ruta 40. Für jeden Patagonienradfahrer ein Muss. Ein Muss und teilweise ein Maximum an Quälerei. Jeder erwartet hier kräftigste Winde, schlechte Strassen bzw. Pisten, noch schlechtere Autofahrer, Regen und Schwierigkeiten bei der windgeschützten Zeltplatzsuche. Abgerundet wird dies von eintönigen, baumlosen Landschaften. Jeder Radler hört vorher die wildesten Geschichten, von „6km Tagesradleistung“ bis hin zum „Aufgrund des Windes konnte ich das Zelt nicht aufbauen“ und Speichenbrüchen wegen de schlechten Pisten. Mit all diesem Wissen starteten wir in El Chaltén. Absolut Gegenteilig ging es los. Wir hatten Rückenwind!! Und das nicht zu knapp. 90 km wurden es in den erste 2,5 Stunden. Anstrengung gleich Null. Leider bog die Strasse dann rechts ab. Aus fröhlicher Radlerei wurde harte Arbeit. Die Zeltplatzsuche war schwierig, ein Brücke bot aber ausreichend Schutz und vor allem Wasser. Am nächsten Tag wurde es noch besser, die Strasse machte erneut einen Rechtsknick. 2 mal rechts macht aus Rückenwind, genau Gegenwind. Jetzt wurde aus harter Arbeit Schwerstarbeit. Gute 4 Stunden waren wir für die fehlenden 30 Kilometer bis El Calafate beschäftigt. El Calafate ist der Ausgangspunkt zum berühmten Perito Moreno-Gletscher. Entsprechend viel Auto fahren in diese Richtung. Das Tandem war eigentlich nicht mehr sicher auf der Strasse zu halten. Der Wind gab uns immer wieder so kräftige Stöße, dass unsere Schlenker für uns bei dem Verkehr lebensgefährlich wurden. So hatten wir keine andere Wahl als auf den Schotterseitenstreifen auszuweichen. Hier fuhr es sich noch etwas schwerer, aber wir hatten ausreichend Platz.
Perito Moreno
El Calafate ist quasi das Basislager für alle die den Perito Moreno Gletscher besuchen möchten. Eines der wenigen Gletscher weltweit, die der Klimaerwärmung trotzen und einfach weiter wachsen. Soweit wir verstanden haben, ist ungeklärt warum dieser Gletscher wächst. Sicher ist nur er wächst. Etwa 70 km westlich von El Calafate liegt der Gletscher in einem Nationalpark. Eigentlich fährt die Strecke kein Radfahrer, auch die Wildesten nicht. Das liegt einfach daran, das die Strecke eine Sackgasse ist und die 70 km nach Westen führen. Und aus Westen kommt der Wind, fast immer. Eine Zeltmöglichkeit gibt es auch nicht mehr und keiner hat Lust 140 km in einem Tag inkl. Gletscherbesuch zu absolvieren. Wir natürlich auch nicht. Es hiess somit umsteigen auf den Bus. Aufgrund der Buszeiten besteht leider nur begrenzt Zeit den Gletscher zu betrachten. Wir sind ja immer eher langsam beim Betrachten solcher Naturschauspiele und hätte gerne mehr Zeit dort verbracht. Beeindruckend war es allemal, auch wenn wir vielleicht nicht das Wetter erwischt hatten. Die Hoffnung auf blauen Himmel sollte sich nicht erfüllen, stattdessen hatten wir eine leicht mystische Stimmung durch die tiefhängenden Wolken. Besonders klasse empfanden wir vor allem die Geräusche. Uns war nicht klar, wie viel so ein Gletscher „spricht“ Fast ständig knirscht und knartscht es. Oder, wenn dicke Eisbrocken in den See fallen, platscht es gewaltig. Ein Besuch dort, ist absolut lohnenswert.
Puerto Natales
Von El Calafate ging es nochmal ein Stück über die berühmte Ruta 40 nach Puerto Natales. Wieder ein Stück Pampa, diesmal leider mit etwas Regen und Gegenwind. Witzigerweise haben wir auf dieser 3 Tagesetappe unser Zelt nicht gebraucht. Beide Nächte fanden wir Unterschlupf bei den Strassenbaustationen. Ein für uns glücklicher Zufall, einfach weil es kalt und gut windig war. Da kommt einem eine windgeschützte Hütte, ohne Wasser und Toilette, fast schon wie ein Sternehotel vor. Puerto Natales stellte sich dann als überraschend schickes Städtchen heraus. Sicher mit recht viel Touristen, aber doch von einem wunderbarem arktischem Charme. Fast alles ist zu finden, neumodische Hotels neben 70er Jahre-Hotels beide von eigener Ausstrahlung. Nordisch anmutende Cafés als Nachbar alteingesessener, vortouristischer Restaurants und moderne Outdoor-Shops gegenüber schlecht sortierte Supermärkte. So versprüht die Stadt einen natürlich gewachsenen Charme der sicher viele Touristen ansprechen wird. Uns natürlich auch.
Nach 2 Tagen Pause ging es weiter in Richtung Punta Arenas. Landschaft, Wind und Wetter glichen im Grunde der Strecke vor Puerto Natales. 3 Tage waren wir unterwegs, und etwa 70 km vor Punta Arenas machte uns ein Speichenbruch (unser 1.) auf den erneuten Rahmenbruch aufmerksam. Lange analysierten wir den Bruch des Rahmens und entschieden eine Weiterfahrt nach Punta Arenas zu versuchen. Wir hatten keine Ahnung seit wann der Bruch im Rahmen war. Mit vorsichtiger Fahrt kamen wir tatsächlich heil in Punta Arenas an. Vielleicht war viel Glück dabei, sicher half auch die gute Asphaltstrasse und unsere langsame Fahrweise. Seit der Ankunft vor jetzt fast 2 Wochen versuchen wir Ersatz zu organisieren. Mittlerweile sind wir immerhin soweit, dass ein neuer Rahmen bestellt und in der Fertigung ist. Trotzdem müssen wir die Tandemreiserei für weitere 4-5 Wochen unterbrechen.
Sensationelle Fotos! Und ich drück die Daumen für eine schnelle Lieferung des neuen Rahmens..
Tolle Fotos. Und schoen, dass ihr jetzt wiedere einen neuen Rahmen bekommt. Wieder von Santos? Und: was macht man eigentlich mit einem kaputten Tandemrahmen?
Nein, wir satteln um auf Co-Motion. Was mit dem alten Rahmen passiert, ist noch unklar.