Charakterlose Prinzessin….
Ursprünglich von General Pinochet geplant und vom Militär erbaut, ist die Carretera Austral (oder Ruta CH-7 wie sie wirklich heisst) mit ihren ca 1350 Killometern heute eine stark touristisch genußte Route. Vor allem beliebt bei „Offroad“-Motorradfahren, Radreisenden und Wanderern. Der Bau der Strasse ist lange noch nicht beendet. Ist heute das Ende der Strasse in Villa o’Higgins, so wird bereits an dem Weiterbau bis Puerto Natales getüfftelt. Die Weiterführung ist nicht wirklich einfach, sind doch riesige Gletscher, Fjorde und Berge im Weg. Ohne Fähren wird dieser Abschnitt nicht zu lösen sein. Etwa 30 Jahre Bauzeit sind für die fehlenden 900 Kilometer eingeplant. Sicher ist, wir werden maximal unsere Enkel zum abradeln des neuen Abschnitt schicken.
Auch heute bietet die bereits bestehende Strasse mehr als ausreichende Aufgaben den Strassenarbeitern. Für Chile ist die alleine Erhaltung der Carretera Austral ein ähnlich aufwändiges Unterfangen, wie für die Kölner die Pflege des Kölner Doms. Mit dem Unterschied der riesigen Entfernungen die zur Materialbeschaffung überbrückt werden müssen. Da die Chilenen aber darin sehr geübt scheinen, wird die Carretera neben der Pflege auch gleichzeitig ausgebaut. So wird die Strecke an vielen einspurigen Abschnitten verbreitert und grosse Bereiche werden von Schotterpiste auf Asphaltstrasse umgestellt. Diese Umstellungen werden sicher noch Jahre dauern, nehmen aber leider der Carretera Austral viel von dem ursprünglichem Charakter.
Landschaft pur und harte Arbeit
Wahrlich klasse ist die Landschaft durch die sich die Carretera zieht. Auf dem Rad vergeht wirklich kein Tag mit wunderschönen Ausblicken auf Seenlandschaften, Bergkuppen von denen sich Gletscherzungen hinunter arbeiten, immer wieder Regenwald mit riesigen Nalca-Pflanzen und glasklare Flüsse mit bester Trinkwasserqualität. Diese Schönheit gilt es sich allerdings teilweise schwer zu erarbeiten. Neben dem Schotter bieten die kleinen steilen Anstiege ausreichend Raum sich hier körperlich aus zu toben. Auf manchen Strecken ist der Schotter so übel, das wir anhalten müssen, damit ich überhaupt etwas von der Landschaft mitbekomme, so beschäftigt bin ich damit einen fahrbaren Weg auf der Schotterpiste zu finden. Selten zwingt uns der Schotter sogar vom Tandem, einfach weil es so für uns nicht mehr fahrbar ist. So muss halt geschoben werden.
Unfassbares Wetterglück rundet diesen landschaftlichen „Overkill“ ab. Wir radeln durch einen der regenreichsten Gebiete weltweit. Der Regenwald steht hier nicht zum Spass, und wir kommen auf ganze 2 Tage mit Regen in der Nacht. Am Morgen verzieht sich dieser dann freundlicherweise wieder. Nur einmal schaffen wir es in die komplette Regenbekleidung, aber schon nach einer halben Stunde treibt uns die Sonne wieder aus der Regenhose.
Fazit Carretera Austral
Trotz aller landschaftlichen Schönheit und schönster Strecken bleiben wir gegenüber der Carretera Austral etwas skeptisch. Irgendwie geht es uns wie scheinbar allen „Langzeitreisenden“. Waren wir in den vorangegangenen Monaten gewohnt ziemlich allein auf dem Rad unterwegs zu sein und dadurch auch immer guten Kontakt zur einheimischen Bevölkerung zu bekommen, so änderte sich dies schlagartig mit dem Eintritt in die Carretera. Trafen wir vorher 5 Radler in 4 Monaten, so waren es hier plötzlich 5 pro Tag, dazu kamen unzählige Wanderer, Backpacker, Motorradler und Autoreisende. Dies massive Auftreten von Touristen (inkl. Radlern) scheint ein „abstumpfen“ der Carretera-Bewohner zu bewirken. Es bleiben Freundlichkeit, Interesse und Offenheit deutlich auf der Strecke und weichen der Umsatzfrage (wir mussten sogar beim Campen auf einem „normalen“ Bauernhof plötzlich Campinggebühren zahlen). Wie gesagt, auch andere Fernradler hat die Carretera auf diese Art verwirrt. Natürlich gibt es keine bessere Strecke, wenn man in den Süden Südamerikas möchte, schade ist es trotzdem. Vielleicht war bei uns einfach die Erwartung eine andere gewesen und da die Ruta 40 keine wirklich schöne Alternative darstellt, werden auch in Zukunft Fernradler über die Carretera radeln.
Empfehlen lässt sich die Carretera sicher als „Urlaubsreiseziel“ per Rad, dann aber sollte man körperlich vorbereitet sein. Denn obwohl die Carretera nicht über 1120 m Höhe steigt, verlangt sie dem Radler doch einiges ab. Neben ständigem rauf und runter kommen Staub und zur Zeit noch teilweise deftige Schotterpiste hinzu.
Allerdings hält die Carretera zur Versöhnung aller Radler einen wirklichen Leckerbissen beim Übergang von Villa o’Higgins nach El Chalten bereit. Diesen sollte sich wirklich kein Radler entgehen lassen.
Im eines der regenreichsten Gebiete der Welt (nach Wuppertal vermutlich) werden wir mit schönsten Sonnen wetter empfangen.
Supermarkt in Villa Santa Lucia, unser Einstieg in die Carretera Austral.
Der General hatte die Idee und war zuerst auch Namensgeber. Irgendwann wurde die Strasse umbenannt, trotzdem bleiben die alten Spuren.
Die Carretera Austral ist, ähnlich wie der Kölner Dom, eine Dauerbaustelle. Hier wird gerade die Strasse verbreitert und asphaltiert. Super spannend zu sehen, diese Baustellen.
Absolut typisch für die Carretera Austral Hühner in jeder Grösse
Wetter gut, Landschaft gut, Alles gut
Feuer machen vertreibt Mücken und Kält
Die Bauarbeiter auf der Carretera Austral sind die nettesten überhaupt. Total entspannt, vielleicht auch gut so, bei dem Arbeitsmaterial hier. Ohne Dynamit läuft hier nix. Da kann der deutsche Strassebauer neidisch werden.
Teilweise einspurig, rauf und runter. Der Regen ist der Grund warum es hier Regenwald gibt. Wir bleiben aber trocken 😉
Weil auf der Baustelle immer mal gesprengt wird, müssen wir 2,5 Stunden auf unsere Weiterfahrt warten. Die Motorradler unterstützen mit Tee, Kaffee und Süssem.
Wie die Farben zustande kommen, wir verstehen es nicht. Schick ist es trotzdem und lecker ist das Wasser auch und verträglich sowieso.
Typische Bauweise auf der Carretera Austral, Fischgrätmuster. Kirche in Almengual.
Mieke beim Bäcker. Ohne gute Hinweise der Dorfbewohner nicht zu finden. Aber warmes frisches Brot, vielleicht das Beste der Carretera Austral gibt es bei diesem Bäcker zu kaufen.
Die Carretera Austral ist voll mit schönsten Zeltmöglichkeiten.
Auf offiziellen Campingplätzen in den Nationalparks gibt es oft Feuerstellen. Das Kochen braucht dann so seine Zeit, wir sind aber ja nicht gehetzt 😉
Unsere Lieblingsdusche auf der Carretera Austral. Mit Holz darf das Duschwasser erst geheizt werden, dann geht es unter die heisse Dusche. Absolut klasse. Zu finden im NP Cerro Castillo
Grosse Teile der Carretera Austral sind bereits geteert, das lässt den ursprünglichen Charakter etwas verschwinden. Trotzdem geht es teils heftig runter und auch rauf. Vorteil Teer: Wenig Staub.
Auch das gehört leider zu einer Radreise. Einer der uns entgegenkommenden Briten stürzt beim freundlichen Gruss. Dies bei guter Fahrt bergab. Zum Glück passiert nichts Heftiges. Schürfwunden überall und ein geschockter Brite bleiben übrig. Das Rad ist heil und die Fahrt kann weiter gehen. Wir bleiben zum Glück unbeteiligt und können nur Hilfe anbieten.
Abfahrt nach vom höchsten Pass (1120m) der Carretera Austral.
Beste Burger-Station auf der Carretera Austral. Nicht nur klasse Outfit, sondern auch noch nettes Personal und extra leckerer Burger. Klarer Tipp in Cerro Castillo
Lago General Carrera, der zweitgrösste See in Südamerika. Wir können drin baden ztun dies auch, frisch ist es. Auch das Mondlicht hilft da nicht
Lago General Carrera
Am Abend sieht gut den Staub von der Strasse.
Trocken, sonnig und warm. Ganz anders als erwartet.
es bleibt dabei wir haben wahres Wetterglück
Immer wieder beste landschaftliche Ausblicke
Abendrot macht das Wetter gut sagt man in Norddeutschland. Diese Bauernregel stimmt auch auf der Carretera Austral.
wir sind tatsächlich zusammen unterewgs
Es hört nicht auf, schönste Blicke und geniale Farben immer wieder.
Super Käse. Hausgemacht, optisch super mit guten Geruch, leider fast geschmacksfrei. Immerhin besser als die Käses davor.
Licht passt, Landschaft passt
Ein See nach dem Anderen
Selten gibt es LKWs, aber die Pickups sind auch nicht viel kleiner. Staub in rauen Mengen bringen sie alle und wir müssen da durch. Früher sollte man etwa 20 Autos pro Tag erleben, heute sind es mind. 200.
2 fröhliche chilenische Radler hetzen uns hinterher und schenken uns eine chilenische Fahne. Warum die 2 allerdings Inline-Skates mit auf eine Radreise durch Südamerika nehmen erschliesst sich uns nicht. Vor allem hier auf der Schotterpiste.
Ab jetzt mit offizieller Chile-Fahne unterwegs.
Wir hatten schon schlechtere Mittagsplätze als hier am Lago General Carrera
Tres Lagos, klingt schlüssig der Name
Mieke beim Tomatenkauf im Supermarkt von Cochrane. Nicht selbsterständlich das es welche gibt, diesmal haben wir Glück.
Wir zelten wild und bekommen Besuch. Etwa eine Stunde bleiben wir in netter Gesellschaft, dann wird es den südamerikanischen Lieblingstieren mit uns zu langweilig und sie ziehen in den Wald.
Wasser ist überhaupt kein Problem auf der Carretera Austral. Überall kommt frisches, klares und trinkbares Wasser aus den Bergen. Einzig die Temperatur, da könnte noch dran gearbeitet werden.
Wie gesagt, es gibt schönste Zeltplätze und das zu hunderten.
Mittag, nicht immer sind beste Plätze vorhanden, wenn der grosse Hunger kommt. Auch die Temperaturen schwächeln manchmal.
Dann passiert es, uns erwischt der Regen. Zum Glück nur nachts und morgens. Kühl ist es und wir müssen tatsächlich für 1 Stunde in die Regenklamotten
Eines der regenreichsten Gebiete der Welt weiss allerdings auch bei Schietwetter zu gefallen.
Hallo, Ihr Beiden,
ich verfolge Euren Trip mit viel Interesse, wir haben uns in Puerto Yungay auf der Fähre getroffen und miteinander gesamte. Ich bin nach dem Abenteuer Feuerland in den wärmeren Norden in den Leke district geflüchtet und beradle zur Zeit die chilenische Seite um Villarica und Osorno, momentan herrscht hier eine unpatagonische Schönwetterperiode von ca. 25 Grad ohne nennenswerte Winde.
Ich drücke Euch die Daumen für Euere weitere Tour.
Gruß Helmut
Ihr seid ja schon fast in Feuerland! Das ging aber schnell!
Wunderbare Fotos und Geschichten …
Habt weiter viel Spaß und genießt das Bilderbuch!
Schöne Grüße aus dem Tal
Meine Güte – was für Bilder !!!!!
aus Euren augen spricht das pure Glück.
Wünsche euch, dass Eure Reise so toll weitergeht.
Frage mich allerdings, ob das, was ich da an eindrücken sehe noch steigerungsfähig ist. Unglaublich schön :-)))))
Lieber Udo, auch wir haben manchmal das Gefühl dass wir durch ein Bilderbuch radeln … bis die nächste Steigung kommt 🙂