Der Bauer Yang Zhifa
Nach wochenlanger Dürre entschieden sich der Bauer Yang Zhifa und seine Kollegen einen Brunnen zu graben. Tagelang gruben die Bauern vergebens. Aber Bauer Yang gab nicht auf, der Boden war steinhart von der langen Trockenheit, es war harte Arbeit, trotzdem grub er immer weiter. Am 29. März 1974 traf er mit seiner Hacke auf einen harten Gegenstand aus Ton. Vielleicht ein Wasserkrug?? Vielleicht war er auf dem richtigem Weg, dachte er und grub weiter. In 4 Metern Tiefe stieß er allerdings auf Waffenreste und überlebensgrosse, zum Teil zerbrochene, Tonfiguren. Jetzt begann Bauer Yang zu ahnen, dass er zwar keine Wasserader, aber dennoch etwas ganz Besonderes gefunden hatte. Die Gerüchte, nachdem das Grab des ersten Kaisers von China in dieser Region liegen sollte, kannte er. Zusammen mit den anderen Bauern luden sie diverse Fundstücke auf ihre Karren und brachten diese zum nächstgelegenem Museum. Der zuständige Beamte Zao Kangmin hatte auch sofort einen Verdacht um was es sich handeln könnte. Zur Gewissheit wurde es, als Zao Kangmin gemeinsam mit anderen Experten zur Fundstelle fuhr. Das Grab des 1. Kaiseres von China, Qin Shi Huangdi (259–210 v. Chr.), war gefunden. Die Terrakotte Armee, für manche das 8. Weltwunder.
Die Terrakotta Armee
Ohne Frage ist die Terrakotta Armee das mit Abstand beeindruckendste an diesem Mausoleum. Jeder einzelne Krieger ist ein Unikat, bislang sind etwa 8000 ausgegraben. Hunderte werden noch in den noch nicht freigelegten Bereichen vermutet. Alle wurden vor mehr als 2200 Jahren von Hand gefertigt. Uneins ist man sich, ob nun die wirkliche Armee des Kaisers nachgebildet wurde oder ob es der Fantasie der „Künstler“ oblag wie die Armee gestaltet wurde. Sicher ist, die Krieger unterscheiden sich in Gesichtszügen, Haltung, Kleidung (es gab noch keine Uniformen), Bauchumfang, Fußstellung, Waffenhaltung usw. Bislang ist kein Doppelter gefunden. Die Figuren sind etwas grösser als lebensgross und waren scheinbar sehr farbenfroh angemalt. Licht und Luft schaden den tönernen Kriegern, innerhalb kürzester Zeit verblassen ihre Farben. Der damals entwickelte Lack konserviert die Farben hervorragend, jedenfalls bis er auf direktes Sonnenlicht trifft, dann verfällt der Lack in wenigen Sekunden und die Farbe fällt ab. Wissenschaftler berichten, dass man zuschauen könne wie der Lack abfällt, so schnell geht es. Auch das ist ein Grund, warum über die einzelnen Ausgrabungsstätten riesige Hallen gebaut wurden. Die im Museum dargestellte Farbintensität konnten wir erst glauben nachdem wir eine Fundstelle mit vergleichbaren Farben in einer der Hallen und Statuen mit Farbresten in den verdunkelten Austellungsräumen sahen.
Durch Erdbeben und nachsackender Erde sind viele der Krieger nur noch als Scherben zu bergen. In tagelangen „Puzzlespielen“ werden die Krieger dann wieder von Hand zusammengesetzt. Das faszinierende dabei, als Besucher kann man diese Ausgrabungs- und Puzzlearbeiten beobachten. Es wird genau gezeigt wie vorsichtig und langsam die Bergung der Figuren vor sich geht. Dies lässt erahnen welch hoher Arbeitsaufwand in den bisher gezeigten Statuen steckt und wie unfassbar viel Arbeit noch zu leisten ist, bis alles ausgegraben und restauriert ist.
Die Kutschen
Neben der Terrakotta Armee sind sicher die Kutschen auch ein Highlight des Mausoleums. Erst 1978 wurden die sehr aufwändig hergestellten und mit unzähligen Silber- und Goldelementen verzierten Kutschen entdeckt. Allein am 2. Gespann zählt man etwa 1700 Schmuckstücke. Beide Kutschen sind in halber Lebensgrösse erstellt und mussten (nachdem sie in einem zussammengebrochenem hölzernen Schrein gefunden wurden) sehr zeitaufwändig über Jahre restauriert werden. Entsprechend geschützt werden die Kutschen in den Ausstellungsräumen präsentiert. Die eingesetzten Techniken bei der Herstellung wie Gießen, Schnitzen, Löten, Nieten, Einlegen, Feilen und Schleifen oder auch die Verbindungsmethoden wie Druckknopfanschluss und Gelenkanschluss zeigen eindrucksvoll den Stand der damaligen Technik. Einige Zusammensetzungen von Metalllegierungen entsprechen quasi dem heutigem Stand.
Kaiser Qin Shi Huangdi
Als erster Herrscher hat Qin Shi Huangdi es geschafft ganz China unter sich zu vereinen und wurde so zum 1. Kaiser von China. Vom Namen seiner Dynastie Qin (wird „Tschin“ ausgesprochen) leitet sich vermutlich das Wort China ab. Wie viele „grosse“ Herrscher war er ein Tyrann und Reformer in einer Person. Neben der Eroberung der benachbarten Gebiete und der Einigung zu einem Reich (China), führte er auch eine einheitliche Schrift, Währung, genormte Maße und Gewichte ein. Auch liess er die ersten Stücke der chinesischen Mauer errichten und ist so beteiligt an quasi 2 Weltwundern. In jedem Fall zeigte sich diese Liebe zum Bau von Mauern heute noch.
Neben seinen Regierungstaten zeichnete den Qin vor allem die Angst vor seinem Tod aus. Intensiv wurden Vorbereitungen getroffen. Das Ergebnis ist die etwa 90 qkm grosse Grabanlage. Mehr als 700.000 Arbeiter benötigten etwa 30 Jahre zu Erstellung der Anlage. Eigentlich war es zu der Zeit üblich seine Leibarmee lebendig mit ins Grab zu nehmen, Qin „begnügte“ sich mit der Nachbildung einer Armee, deren Krieger überlebensgross sind und alle Ränge und Waffengattungen enthalten. Ausgestattet mit realen Hieb- und Stichwaffen sowie Armbrüsten. Mit Kleidung und Schutzpanzer aus ihrer Zeit und sogar in Schlachtordnung aufgestellt.
Die wahre Grabkammer des Kaiser ist bis heute nicht geöffnet. Man ist sich sicher wo diese sein soll, zögert aber mit der Freilegung. Warum? Das ist ein Geheimnis der Chinesen. Allerdings wartet die Wissenschaft ungeduldig, weil bereits 100 v.Chr. (also etwa 100 Jahre nach dem Tode Qins) der Historiker Sima Quian schrieb: „Unter einem Himmel aus Perlen und Edelsteinen, der sich in Seen und Flüssen aus Quecksilber spiegelt, soll sich eine Landkarte des damaligen Chinas ausbreiten“. Mit heutigen Messmethoden konnte eine hohe Konzentration von Metall in der vermuteten Grabkammer Qins nachgewiesen werden. Die Öffnung soll wohl in den nächsten Jahren ausgeführt werden, man darf gespannt sein.
Was hatte nun der Bauer Yang Zhifa davon?
Bauer Yang wurde der wohl bekannteste Bauer auf der Welt. Ein Ruhm von dem er sich leider nicht kaufen konnte, auch wenn er selbst Bill Clinton ein Autogramm geben „durfte“. Für den Fund selbst hat er umgerechnet etwa 10€ erhalten. Mit etwas Glück schaffen wir mit 10€ einige Mittagessen hier in China. Ausserdem wurde er, wie auch das gesamte Dorf in dem er lebte, zwangsumgesiedelt. Hierfür gab weitere etwa 600€. Die Dorfgemeinschaft gründete wenige Kilometer von der Fundstelle ein neues Dorf, welches sie Qinyong nannten, was soviel heisst wie Qins Krieger. Passender geht es ja kaum.
China hingegen erkannte schnell welch unschätzbaren Wert der Fund haben würde und eröffnete bereits 1979 ein Museum an der Fundstelle. Heute strömen jährlich Millionen Besucher in das Museum bzw. das Mausoleum und bestaunen die Terrakotta Armee. Die grösste Besuchergruppe sind immerhin auch Chinesen.
Wir sind jedenfalls unheimlich beeindruckt und entschliessen uns spontan 2 Figuren (natürlich Kopien) zu kaufen. Unsere Statuen sollten auf etwa je 160cm kleinkopiert und etwa 100kg schwer werden. Der abgemachte Preis war inkl. Lieferung „to your home“ und sollte etwa 3 Monate brauchen. Kein Problem, wir sind ja noch ein paar Monate unterwegs. Über Nacht haben wir also einen Lagerplatz organisiert und wollten am nächsten Morgen bestellen. Leider stellte sich da heraus, „to your home“ ist ein Hafen in Deutschland. Von dort muss abgeholt und der Zoll bearbeitet werden. Das konnten wir leider ohne Absprache mit unserem „Lagerplatz“ nicht entscheiden und die Zeitverschiebung nach Bremen liess leider keine kurzfristige Absprache zu. Da wir in China aber immer ein bisschen vom Visa gehetzt werden, mussten wir weiter und das Museum „unsere“ Figuren behalten. Wirklich sehr schade, für uns, vor allem weil unser Lagerplatz auch die Abholung aus Bremen organisiert hätte. Ein Riesendank nochmal an Ingo.
P.S: Falls irgendwer jetzt auch diese Armee bestaunen möchte und nach Xi’an reist, der möge uns doch bitte vorher eine Info geben. Vielleicht kommen wir ja auf diesem Wege noch an unsere Statuen.
Hallo ihr zwei Abenteurer,
ich habe neulich einen Tandemjoke gehört, den ich ganz nett fand (aber nicht persönlich nehmen):
Kommt ein Vampir mit einem Tandem in eine Verkehrskontrolle. Fragt der Polizist: „Haben Sie was getrunken?“ Antwortet der Vampir: „Nö, nur zwei Radler.“
Viel Spaß noch auf eurer Tour!
Frank.