Flinders Ranges
Von Marree waren es knapp 200km bis nach Parachilna, davon gute 70km auf unbefestigten Strassen. In Parachilna waren wir vor etwa 3 Jahren bereits einmal. Damals war Parachilna der nördlichste Punkt unserer Tour, einfach weil uns die australische Sommerlhitze zum Umkehren drängelte. Diesmal waren die Temperaturen deutlich angenehmer und wir kamen aus dem Norden. Den sehr leckeren Burger von vor 3 Jahren hatten wir nicht vergessen und so planten wir in Parachilna ein Roadhouseabendessen ein. Die Anstrengungen der vergangenen Wochen sollten auch mal am Essenstisch belohnt werden. So buchten wir beim Einchecken auf den Campingplatz auch gleich einen Tisch für den Abend. In Parachilna wohnen nur wenige Leute, umso mehr überraschte uns die „Gäste-Fülle“ im Restaurant des Prairie Hotel. Es war lange her dass wir soviele Gäste in einem Roadhouse bzw. Restarant gesehen hatten, wahrscheinlich waren mehr Menschen im Restaurant als in Parachilna selbst leben. Die Küche schien das Niveau gehalten und den Bekanntheitsgrad famos gesteigert zu haben. Nach einem extraleckerem Stückchen Fleisch mit nettem Beiwerk, leckerem Wein und fantastischen Tischnachbarn, verstanden wir die Gäste-Fülle und den überregionalen Ruf sehr gut, auch wir können es nur empfehlen.
Parachilna war für uns nicht nur eine Ernährungsleckerbissen, sondern auch der Eingang in die Flinders Ranges, dem letzten Naturerlebnis bevor wir Adelaide ereichen sollten. Auch die Flinders kannten wir bereits von der letzten Reise. Wir erkannten die Flinders allerdings überhaupt nicht wieder. War letztes Mal alles vertrocknet, heiß und staubig, präsenitierte sich die Landschaft dieses Mal üppig grün und lebensfreudig. Selbst die Bewohner die bereits seit 10 Jahren und länger in den Flinders leben, konnten es kaum glauben wir grün es war. Für uns war es natürlich klasse, so hatten die Flinders fast keinen Wiedererkennungswert und wirkten für uns wie Neuland. Allerdings hatten wir auch vergessen wie verdammt hügelig die Flinders sind und das nach 4000km fast ohne wirklichem Anstieg. An 3 Hügeln wurden wir tatsächlich vom Rad gezwungen und mussten in den Schiebemodus wechseln.
Emu
Neben dem leckeren Essen in Parachilna und den wunderschönen, wie auch überraschend grünen Flinder Ranges, war sicher unsere Begegnung mit Ian und seinen Freunden ein Highlight auf dieser letzten Etappe. Ian lernten wir auf dem Campingplatz von Leigh Creek kennen. Leigh Creek ist eine künstliche erzeugte Bergbausiedlung mit genau diesem Charme. Der Campingplatz allerdings ist klasse und sehr kommunikativ wie sich herausstellte. Kaum hatten wir unser Zelt aufgeschlagen wurden wir von Ian, seiner Frau und seinen Freunden zum Abendessen eingeladen. Die 4 waren überzeugt mehr als genug zu haben und wollten gerne ein paar Radgeschichten hören. So kam es dass wir am Rande des australischen Outbacks Lamm und Ofenkartoffeln zum Abendbrot hatten. Es ist immer wieder erstaunlich wie die australischen Camper ausgerüstet sind. Das Essen war sehr lecker und reichte, allerdings nur knapp. Was wiederum die Freunde überraschte, hungrige Radfahrer kannten die 4 scheinbar noch nicht. Viele Geschichten wurden aber nicht los was an unserer ersten Geschichte lag. Wir erzählten nämlich von unserer Enttäuschung über die wenigen Tiere die wir auf der gesamten Australientour gesehen hatten und dass wir gerade heute immerhin ein paar Emus sahen, die wir aber nicht so richtig vor die Kamera bekamen. Und da übernahm Ian. Er erzählte uns und den Freunden, wie einfach es für Radfahrer wäre Emus anzulocken und dann auch zu photographieren. Emus scheinen extrem neugierige Tiere mit einem gewissen Forscherdrang zu sein. Also muss man sich ganz einfach auf den Rücken legen und in der Luft radfahren. Wenn nun ausreichend Geduld und die Tiere nicht ausser Sichtweite sind, kommen sie tatsächlich bis auf etwa 5 Meter heran und schauen erstaunt zu. Ian konnte uns auch ein Video zeigen dass den Erfolg belegte, andernfalls hätten wir zu viele Zweifel für einen Test gehabt.
Diesen Trick haben wir in den folgenden Tagen mehrfach ausprobiert und es hat immer funktioniert. Jeder Versuch war super nett, einfach weil die Tiere freiwillig entscheiden näher zu kommen und dabei sehr fröhliche Geräusche von sich geben. Ein Nachahmen können wir nur wirklich dringend jedem Australienreisenden empfehlen. Selbst Ians Frau hatte ihm die abendlichen Erzählungen nicht abgenommen, hat sich am nächsten Tag auf die Wiese zum „luftradeln“ gelegt und war vollkommen überrascht das es funktioniert, so wie wir auch. Das einzige Risiko bei dem „Emu-Dance“, es lockt nicht nur Emus sondern auch andere Touristen an. Das sind in der Regel nicht so viele, aber es muss damit gerechnet werden, dass ein Auto oder vielleicht sogar ein Reisebus stoppt und die Leute neben den angelockten Emus auch die komischen Luftradfahrer bestaunen. Uns, viel mehr Mieke, hat es nicht gestört. Vielleicht hat China und in Sachen „bestaunt werden“ verdammt abgehärtet. Danke nochmal an Ian!!!
Handgelenk
Nachdem wir die Flinders durchquert hatten nahmen wir den direktesten Weg nach Adelaide, immer auf kleinen Strassen versteht sich. Bis zum Weiterflug war nicht mehr allzuviel Zeit und so war dies die logische Konsequenz. Mit der Ankunft in Adelaide stand auch endlich ein Arztbesuch auf unserer Liste. Miekes Handgelenk schmerzte jetzt schon seit fast 2 Monaten, also fast 4000km, und eine Besserung war nicht in Sicht. Vor allem die letzten holprigen Abschnitte auf dem Oodnadatta Track und dem Mereenieloop waren nicht hilfreich und hatten die Schmerzen verstärkt. Es zeichnete sich ab, Radfahren war so nicht mehr sinnvoll. Der Arzt in Adelaide bestätigte unseren Verdacht der Sehnenscheidenentzündung und verschrieb Mieke eine Bandage. In Adelaide wohnten wir bei Geraldine und Ian, 2 begeisterte Radfahrer, die wir über warmshowers.org kennengelernt hatten. Und weil die 2 so begeistert waren, hatten wir das volle Verwöhnprogramm. So standen schon bei der Ankunft in deren Haus, 2 grosse Fahrradkartons für unseren Weiterflug inklusive Verpackungsmaterial bereit. An unserem ersten Abend waren Freunde zum leckeren Essen eingeladen und bei all unseren Fragen taten sie wirklich alles um uns zu helfen. So war, wie bisher immer, die warmshower-Unterkunft mal wieder klasse, Radfahrer für Radfahrer eben. Die Idee funktioniert wunderbar und ist jedem Radfahrer nur zu empfehlen. Immerhin konnten wir die 2 auch ein bisschen mit unserer Tandembegeisterung anstecken, denn kurz nach unserer Abreise liehen Geraldine und Ian ein Tandem zur Stadtbesichtigung in Perth ;-). Nach 3 Tagen in Adelaide hiess es leider schon wieder Abschied nehmen, wieder das Tandem verpacken und ab zum Flughafen. Unser Visum lief aus und in Namibia wartete bereits unser Besuch aus Deutschland auf uns. 6 Wochen Pause vom Radfahren, die neue Bandage, 1-2 Safaris und viele Geschichten aus der Heimat sollten dem Handgelenk helfen zu regenerieren. Wir sind gespannt und freuen uns erstmal auf ein neues, für uns unbekanntes, Land.