Red Center Way

Tandem

Am Tag nach unserem Ballonflug verliessen wir nun endlich Alice Springs, und das in Richtung Westen, dem Red Center Way folgend in die West McDonell Ranges hinein. Statt der weiten flachen Ebenen vom Stuart Highway, erwartete uns nun eine „Gebirgskette“ an der der Red Center Way entlangführte. Neben den West McDonell Ranges sollte uns noch der Mereenieloop, eine etwa 160km lange „offroad“-Strecke und der Kings Canyon, eine Schlucht von der wir seit ein paar hundert Kilometern von beinahe jedem „Grey Nomad“ erzählt bekamen, auf unserem Weg zum Uluru liegen. Übernachtungsplätze und Wasserversorgung sollten durch die vielen Gorges entlang der West McDonell Ranges überhaupt kein Problem darstellen. Lediglich auf den letzten 250km vor dem Kings Canyon gab es keinerlei Wasserversorgungsmöglichkeiten mehr, wenn man von den Autofahrern absieht (wovon uns etwa 30-40 täglich passieren sollten). So mussten wir lediglich Essen aus Alice Springs für etwa 4-5 Tage bzw. knapp 400km „mitschleppen“. Der Wind hatte die letzten Wochen zuverlässig aus südöstlicher Richtung geweht und so versprach diese Richtungsänderung einige angenehme Radtage. Wir starteten also mit einer gewissen Vorfreude, die allerdings bald nach dem Start der Ernüchterung wich. Nicht nur wir hatten unsere Richtung geändert, sondern auch der Wind hatte gedreht. Das 1. Mal seitdem wir in Australien radfahren hiess die Windrichtung nun Westen, eigentlich kaum zu glauben. Nach etwa 5 Wochen konstanter Windrichtung. Und es kam noch schlechter, nicht nur die Richtung hatte sich verändert, sondern auch die Stärke. So quälten wir uns, an diesem Tag, bei einer „strammen Brise“ gute 90km bis nach Ellery Creek. Mehrmals an diesem Tag kam uns der Gedanke den Uluru-Besuch abzublasen. Das absolut erfrischende Bad in im Ellery Creek, bei etwa 13 Grad Wassertemperatur, befreite uns aber schnell wieder von diesen Gedanken.

Tandem Weltreise

Am nächsten Tag sah die Welt wieder besser aus, der Wind hatte zurückgedreht und so rollten wir sehr entspannt entlang der West McDonnel Ranges. Landschaftlich ein prima Kontrastprogramm zum Stuart Highway. Gegen Mittag erreichten wir Glen Helen, ein kleines Resort am Ende des Larapinta Trails, ein wunderschöner Wanderweg entlang der McDonnel Ranges. Glen Helen bot uns die letzte Möglichkeit für die nächsten 250 km Wasser zu „tanken“. Gerngesehen war unsere Wasserauffüllfrage in Glen Helen nicht, einfach weil gutes Trinkwasser hier keine Selbstverständlickeit mehr ist. Somit irgendwie verständlich, zudem lebt so ein Roadhouse auch vom Verkauf und nicht vom Verschenken. Nachdem wir aber 2 Kaffee, 2 Eis und eine Portion Pommes bestellt hatten, war auch die kostenlose Trinkwassergabe kein Problem mehr. Allerdings wurden wir gebeten das Wasser dezent abzufüllen. Keine Ahnung wie man die etwa 30 Liter Wasser dezent abfüllt, versucht haben wir es allerdings.

 Mereenieloop

Direkt hinter Glen Helen wurde der wenige Verkehr nocheinmal deutlich weniger. Das liegt einfach daran, dass der Mereenieloop, auf den wir nun zusteuerten, eine „gravel road“ ist und so von vielen Touristen nicht befahren wird oder werden kann. Die meisten Fahrer ohne 4WD oder mit Caravan hinten dran meiden Strecken wie diese.

Tandem

Zudem sind diese gut 160KM Piste unter der Verwaltung der Aboriginals, d.h. eine kleine Gebühr wird fällig und in der Theorie darf man auf dieser Strecke eigentlich nichts. Also nicht anhalten, kein camping, keine Picknicks veranstalten, nicht den Weg verlassen, keine Wandertouren usw.. Somit für uns nicht fahrbar, weil 160 km in der Pistenqualität sind an einem normalen Radtag für uns nicht zu schaffen. In der Theorie jedenfalls. Natürlich fahren viele Radler diesen Loop und die Aboriginals die wir unterwegs trafen, waren uns gegenüber sehr freundlich und fröhlich. Allen ist klar, das wir auch eine Zwischenübernachtung im Busch einlegen müssen. Die knapp 160 km stellten sich dann auch als überraschend hoppelig, sandig und anstrengend heraus. Immermal wieder mussten wir vom Rad und durch sandige Passagen schieben oder uns von harten Waschbrettstücken durchschütteln lassen . Zu allem Überfluss drohte der Himmel mit Regen. Natürlich ist Regen hier eigentlich ein glücklicher und zu erhoffender Zufall, allerdings kann ein richtiger Regenguss diese Piste in eine Schlammwüste verwandeln. In der Nacht wurden wir dann auch von mehreren Gewitterzellen besucht, die zum Glück sehr zurückhaltend mit der Wasserspende waren. Am Morgen waren lediglich ein paar wenige kleine Wasserpfützen auf unserem Weg zu finden, gerade einmal ausreichend um aus der Staubpiste des Vortags ein Staubfreie zu machen.

 

Kings Canyon

20150826-P8260526Landschaftlich war die Strecke an den West McDonnell Ranges entlang und durch den Mereenieloop wirklich klasse, zudem wurden wir mit fast leeren Strassen und fantastischen Campingmöglichkeiten belohnt. War am Stuart Highway auch nachts immer etwas Verkehr, vor allem Road Trains zu hören (die klingen übrigens fast wie ein landendes Flugzeug), kehrte nun absolute Ruhe ein. Ein Platz zu finden war extra einfach und jede Menge totes Holz lud quasi zum Kochen am offenen Feuer ein. Wir lieben solche Bedingungen und nehmen dafür gerne auch Pistenfahrten in kauf. Etwa 20 km nachdem die Piste wieder in eine Teerstrasse überging erreichten wir Kings Canyon. Von dieser beeindruckenden Schlucht hörten wir seit Wochen, da nahezu jeder „grey nomad“ den wir auf der unsere Reise durch Australien trafen uns von Kings Canyon berichtete. Logisch das wir da nun auch anhalten mussten. Gegen mittag ereichten wir Kings Canyon und konnten so den Nachmittag nutzen um den Rundweg oberhalb der Schlucht zu bewandern. Der Weg führt über einen kurzen, aber sehr knackigen, Anstieg auf der oberen Kante der Schlucht entlang. Oben angelangt ist die Wanderung für Sicherheitsfanatiker ein Alptraum, lediglich kleine Schildchen hier und da weisen auf die hervorragenden Absturzmöglichkeiten durch frische Abbruchkanten oder starke Windböen hin. Von Absperrungen oder Zäunen halten die Ozzies nichts. Zuviel Sicherheit ist im Outback, diesem wilden Land ;-), nicht gefragt.

Uluru

20150830-P8300651

Von Kings Canyon ging es nun in 3 Tagesetappen auf geteerten Strassen zur bekanntesten Attraktion Australiens. Der grosse Felsbrocken in der Mitte Australiens, Uluru genannt, was soll darüber noch gesagt werden? Nicht ganz einfach, weltweit bekannt und touristisch wahrscheinlich maximal ausgeschöpft, wenn es um die Vermarktung eines Felsbrocken geht. Dennoch beeindruckend und wunderschön. Für die „ersten Australier“ (auch Aboriginals genannt) hat Uluru eine ganz andere, viel intensivere, tiefere und heilige Bedeutung als für den Rest der Welt. So wäre gut zu verstehen, wenn es eine hohe Zahl an Touristen aus dem Kreise der „ersten Australier“ gäbe. Lange waren wir nicht sicher, ob wir uns diesen Tourismus antun sollen oder nicht, aber irgendwie wäre eine Australiendurchquerung ohne den Besuch des Uluru auch komisch. Daher liessen wir dieses Highlight nicht liegen und fuhren also hin.

Uluru liegt ca. 20 km vom letzten „Ort“ Yulara entfernt. Yulara ist mehr ein Resort als ein Ort, künstlich aus dem Boden gestampft speziell für die Touristen. So eine Retortenstadt hat auch Vorteile, so gibt es einen sehr gut sortierten Supermarkt, 20150830-P8300670ein Kaffee mit Internetverbindung und der Campingplatz ist perfekt durchorganisiert mit fantastischer Campkitchen. Sogar Rasen wird geboten, auch wenn das Rad nicht mit auf den grünen Rasen durfte. Aber gut. Am Tag nach unserer Ankunft fuhren wir die 20 km zum Uluru hin. Ein paar Kilometer vor Uluru erreicht man den dazugehörenden Nationalpark, nach dem gezahlten Eintritt kommt die Zone in der Autos nicht mehr parken oder anhalten dürfen. Ein Parkplatz für Sonnenuntergangsphotos ist auch extra eingerichtet. Ein bisschen komisch ist das ja alles. Mit dem Rad haben wir diese Halteverbote mal ignoriert. Und es hört nicht auf mit den Sonderbarkeiten. Den Felsen selbst kann man wunderbar mit dem Rad umrunden, hinaufklettern ist von den Aboriginals nicht gern gesehen und an vielen Tagen nicht erlaubt, also wenn es heiß ist, es nach Regen aussieht oder ein bestimmter Feiertag ist.Warum es nicht einfach ganz verboten ist, bleibt das Geheimnis der Austalier. Auch bei der Umrundung gibt es immer wieder Verbote, so dürfen viele Bereiche des Uluru nicht photographiert werden, jedenfalls nicht vom Wanderweg aus, von der Ferne aus ist es wieder kein Problem. Aber gut so ist es halt. Ein bisschen Glück hatten wir bei unserem Besuch dann doch, wir waren fast alleine. Wo immer die anderen Touristen waren, uns war es egal. Viel spannender war wie der Fels aus der Nähe betrachtet aussieht. Die aus der Ferne scheinbar glatte Oberfläche entpuppt sich als rauh und zerfurcht. Teilweise wachsen Pflanzen und manchmal sogar Bäume darauf. Selbst kleine Wasserstellen sind zu finden und bei starkem Regen sollen auch Wasserfälle entstehen. Aus dieser Nähe wird auch klar warum dieser Brocken eine besondere Bedeutung für die Ureinwohner hat. Es muss mit der grossen Unterschiedlichkeit zur umgebenden Landschaft zu tun haben, dieser Kontrast ist wirklich faszinierend.

 

 

Stuart Highway

20150902-P9020772Auf der Rückfahrt vom Uluru Richtung Osten zum Stuart Highway, überraschte uns der Wind erneut und blies angenehm von hinten. Die gut 250km bis zum Highway legten wir so in 2 relativ entspannten Tagen zurück. Wie schon auf der Hinweg übernachteten wir kostenfrei in Curtin Springs, einer Farm die auch einen Campingplatz anbietet. Hier hatten wir Glück und hatten ein wenig Regen. Der Regen, in Zusammenarbeit mit der Sonne, sorgte für einen Regenbogen über dem Mt. Conner. Für uns erstmal nichts besonderes, ein Photo machte wir natürlich dennoch. Wie ungewöhnlich dieser Regenbogen war, verstanden wir erst, als alle Bewohner aufgeregt auf die Strasse liefen um ebenfalls Bilder von diesem Regenbogen zu machen. Als wir den Highway erreichten ging es wieder gegen den Wind und in einer nicht mehr überrasschenden Landschaft in weiteren 3 Tagen bis nach Marla. Marla war für uns das Eingangstor zum Oodnadatta Track, der Abschiedsort von den Road Trains und hatte ansonsten kaum etwas zu bieten. Auch Marla war fast nur ein Roadhouse, immerhin mit einem relativ gut sortierten Supermarkt.

Translate »