Misiones

Nordargentinien8:30 Uhr morgens und 32 Grad im Schatten, wir schleppen uns immerhin schon den 2. Hügel hoch. 38 Hügel und 44 Grad sollen es an diesem Tag werden. Für uns bedeutet das 38 mal mit 50-60 kmh im grössten Gang den Hügel hinunter sausen, um dann auf etwa 25 Metern über die Gänge 11-8-5 im 2.Gang zu landen und wieder unter grosser Belastung mit 7 kmh den nächsten Hügel hinauf zu schleichen. An lockeres pedalieren ist an diesem Tag nicht zu denken. 38 Hügel in „schottischer“ Qualität bei nicht schottischen Temperaturen zehren an unseren Kräften. Nach etwas über 70 Kilometern und etwa 6 Liter Flüssigkeitsaufnahme pro Person, ergeben wir uns und suchen eine Unterkunft.

Meine Güte, Misiones, die nordöstlichste Region Argeniniens, hat sich einiges für uns ausgedacht. Hitze, Hügel, brennende Sonne und enge Strassen mit dicken Trucks. Die Anstrengungen lassen die vorhandene Schönheit von Misiones vollkomen in den Hintergrund treten. Teilweise radeln wir an urwaldähnlichen Wäldern, uralten Jesuitenstätten und netten kleine Orten vorbei, einen Blick haben wir bei diesen Bedingungen nicht dafür. Unsere Leistungsgrenze scheint sichtbar, Photos werden kaum mehr gemacht. Anhalten in dieser Sonne wollen wir nicht freiwillig oder unnötig. Nur der Fahrtwind macht die Sache erträglich. In einer Mittagspause treffen wir ein anderes Tandemgespann, Fanny und Tancrede aus Frankreich. Die beiden sind ein ganzen Stück jünger und leiden und stöhnen ebenfalls unter diesen Bedingungen. Zum Glück.

Misiones

Am nächsten Tag wird es noch verrückter, nicht hügeliger sondern heisser. Die Sonne brennt bereits vormittags, wie im Hochsommer in Rom und uns fällt nach etwa 30 km ein Hüttenresort mit wunderbarem Swimmingpool und kleinem Wasserfall vor die Füsse. Lange müssen wir da nicht überlegen. Radeln unter diesen Bedingungen ist harte Arbeit, wir haben Urlaub, was gibt es da zu diskutieren. Wir beenden die Tortur und entscheiden uns für Pool, Schatten und kühles Bier. Als einzige Gäste des gesamten Resorts ist es wunderbar ruhig, schattig und sehr erholsam. Nur der Wunsch der Hitze zu entfliehen treibt uns am folgenden Morgen aufs Rad. Wir müssen Richtung Süden, und zwar flott.

Dabei hatte es so gut angefangen. Als wir Iguazu verliessen, waren die Hügel sanft und gut zu fahren. Es war warm, aber nicht heiß. Die Strasse war von wunderbarer Qualität, nicht übertrieben befahren und in prima Abständen fanden wir Versorgungsstationen. Der Himmel war bedeckt.

Parana

Gegen Mittag änderte sich die Szenerie. Der Himmel verfärbte sich von freundlichem hellgrau zu leicht gruseligem dunkelgrau. Kurz darauf fielen auch schon die ersten Tropfen. Hektisch folgten Millarden weitere. Diese verbrüderten sich und wurden zu kleinen Wasserbomben. Binnen Sekunden waren wir nass bis in die letzte Ecke unserer Schuhe. Die Tropfen waren so unfassbar riesig, dass es während der Fahrt weh tat. Im Stand fehlte lediglich nur Duschzeug und Privatsphäre für eine wunderbare Dusche. Warm war es trotzdem. Nach 97 km beendeten wir, nicht unzufrieden den Tag, und freuten uns auf den nächsten Morgen. Da ahnten wir von steilen Hügeln, hohen Temperaturen und brennender Sonne noch nichts.

Nach ein paar hundert Kilometern, wurden die Hügel erträglicher. Ein heftiges Gewitter sorgte zudem für ein 1-2 Tage Abkühlung auf ein erträgliches Maß. Diese angenehmeren Bedingungen nutzten wir, um in die Ebene zwischen den Flüssen Flüssen Rio Parana und Rio Uruguay, dem argentinischem „Zweistromland“, zu kommen. Landschaftlich wirkt dieses Gebiet wie ein riesiges Flussdelta. Überall ist Wasser in Form kleiner Seen und Bächen. Es leben hier Krokodile, Capybaras, Gürteltiere, Nandus, irre viele Vögel und noch mehr Mücken.

 Parana

ParanaAm Fluss Parana (ganz klar grösser als Rhein oder Elbe) liegt die ehemalige Hauptstadt Argentiniens Parana. Eine touristisch eher unbekannte Stadt, mit etwa 300.000 Einwohnern.Warum Parana touristisch scheinbar unbedeutend ist, erschliesst sich uns nicht. Die Stadt wirkt lebendig, hat Bars und Cafes, schöne Plätze, einen Strand am Fluss und teilweise wunderschöne alte Kolonialbauten. Definitiv schöner als jede brasilianische Stadt in der wir waren. Aus unserer Sicht somit ein Besuch wert, auch wenn die Lage etwas „einsam“ erscheint. Zur Belohnung der vergangenen Anstrengungen buchten wir uns in ein nettes altes Hotel für einige Tage ein.

In der Regel meiden wir grössere Städte auf unseren Radreisen. Es macht einfach wenig Spass mit dem vollbeladenem Tandem durch die Vororte zu radeln. An Parana führte nun aber kein Weg vorbei, einfach weil man über den Fluss nur an genau an 4 Stellen kommt (kaum eine der Stellen ist mit dem Fahrrad passierbar). Hier in Parana gibt es einen Tunnel, auch den dürfen wir nicht mit dem Tandem durchfahren, aber hier soll es immerhin einen Bus geben, der uns auch mitnimmt. Wir sind gespannt.

 

 

Translate »