Our new Tandem is born

Nach vielen Wochen des Wartens und des Reisens ohne Tandem (an das wir uns nur schwer gewöhnen konnten und können), war es endlich soweit, wir flogen nach Seattle um unser Tandem in Eugene bei Co-Motion neu aufzubauen. Co-Motion ist ein wirklicher Fahrradhersteller und baut seit vielen Jahren Fahrräder und Tandems komplett in Eigenregie. Die einzigen Zulieferteile für den Rahmen sind tatsächlich die Rohre, die wiederum auch speziell für Co-Motion hergestellt werden. Gebaut wird ausgehend vom Rohr bzw. irgendwelcher Metallplatten. Von dieser Basis aus wird geschnitten, gefräst, gesägt und gefeilt was das Zeug hält. Schrittweise werden vorbereiteten Rohre zusammengeschweisst um anschliessend die Schweissnähte „schick“ zu machen, alles von Hand versteht sich. Der fertige Rohrahmen durchläuft noch einen letzten Check um dann in der Nachbarhalle die gewünschte Lackierung zu erhalten.

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Aber wie fängt das Ganze denn eigentlich an? Da Co-motion nun tatsächlich alles von Hand baut und wir einen Massrahmen brauchten, geht es nach der Auftragserstellung mit der Aufnahme unserer Körpermaße, Alter, Typ des gewünschten Fahrrads, Fahrstil usw. durch ausfüllen des Co-Motion „Fitting Guide“ (Bild rechts unten) weiter. Anhand dieser Daten erstellt der Rahmendesigner eine Geometrie für den Tandemrahmen. Es folgen weitere Abstimmungen wie z.B. Anzahl und Platzierung der Wasserflaschenhalterösen, gewünschte maximale Reifenstärke, welche Bremsen (Felge- oder Scheibenbremse) verbaut werden sollen, die Farbe des Rahmens sowie der Schrift und weitere solcher Co-Motion Fit Guide MiekeKleinigkeiten. Am Ende dieses Prozesses und der Abstimmungen entsteht eine Zeichnung wie die Obige. Diese Zeichnung (in s/w) haben wir erhalten und durften unsere Unterschrift darunter setzen. Erst hiernach, und natürlich nach einer Anzahlung, begann die eigentliche Handarbeit für die Jungs von Co-Motion und die nervige Wartezeit für uns. Zu diesem Zeitpunkt haben wir zunächst ein voraussichtliches Fertigstellungsdatum erhalten, um eine „kurze“ Zeit später den wahren Termin zu bekommen. Natürlich haben wir versucht an dieser Zeitschiene zu rütteln, aber Co-Motion ist ein kleiner Betrieb (etwa 18 Personen) und wollte die internen Abläufe nicht für uns durchwirbeln. Für uns schade, aber auch verständlich. Zudem wollten wir lieber einen qualitativ hochwertigen Rahmen als einen Rahmen der durch veränderte Abläufe eventuell Fehler enthält.

Nach Wochen folgte das Abholen. So flogen wir mit unglaublich vielen Einzelteilen von unserem alten Tandem nach Seattle und kamen gespannt in Eugene an. Bei Co-Motion selbst war ein Werkstattplatz für uns frei und unsere Neugier auf den neuen Rahmen war riesig. Zuerst hiess es also den Rahmen bestaunen und prüfen ob alles so ist wie wir es besprochen hatten. Zu unserer Erleichterung war alles wunderbar. Der Rahmen sah und sieht sehr gut aus. Wir konnten zusammenbauen. Mit Unterstützung unterschiedlicher Co-Motion-Mitarbeiter war das im Grunde schnell erledigt. Alles passte hervorragend an den Rahmen, teilweise sogar besser als an unserem Alten. Vor allem die Hinterradaufhängung mit Gepäckträger und Schaltung ist jetzt viel aufgeräumter als vorher. Nachdem wir auch noch ein neues Laufrad (für vorne, wie bremsen jetzt mit Scheibenbremse) innerhalb eines Tages besorgen konnten, war die Probefahrt fällig. Auch die begeisterte und plötzlich war das Tandem fertig, unglaublich. Zum Abschluss durften wir die gesamte Produktion der Co-Motion Fahrräder in Ruhe bestaunen und photographieren. Für uns irre interessant und klasse zu sehen wie hier Fahrräder entstehen. Bei dem Rundgang tauchte mehrfach die Frage auf, warum wir nicht schon vor unserer Reise ein Co-Motion gekauft haben. Die Antwort darauf ist so einfach wie logisch: wir wussten einfach nicht, dass Co-Motion auch Maßrahmen herstellt und die Serienrahmen passen uns alle nicht. In jedem Fall wirkt der gesamte Ablauf, die Werkstatt, die produzierten Rahmen und das gesamte Umfeld bei Co-Motion sehr professionionell und hochwertig, auch die Mitarbeiter wirken total motiviert. Alle sind begeisterte Radfahrer oder Fahrradverrückt, eine Grundvoraussetzung für Co-Motion-Mitarbeiter. Einfach weil man Begeisterung für Fahrräder nicht lernen kann, schweissen, fräsen und Co jedoch schon. Eine prima Firmenphilosophie, wie wir finden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, deutsche Wertarbeit sozusagen, nur in USA ausgeführt 😉

Warmshowers

Neben unserem ersten Maßrahmen gab es noch eine weitere Premiere in den USA. Wir nutzten das erste Mal die Übernachtungsmöglichkeiten der Warmshower-Group. Warmshower ist eine weltweite Couch-Surfing-Gemeinschaft speziell für Radreisende. Auch wir haben vor der Reise schon Radreisenden in Kiel eine Schlafmöglichkeit geboten. Jetzt haben wir dies auch einfach mal versucht und hatten irre Glück. In Eugene, wie auch in Seattle, haben wir klasse Unterkünfte gefunden. Barb in Eugene, macht selbst keine Radreisen, viel gesehen von der Welt hat sie aber definitv. Nicht mehr ganz jung (sogar aus unseren Augen), hat sie uns ei20150510-20150510_111025ne wunderbare Zeit mit sehr sehr schönen Abenden und jeder erdenklichen Hilfestellung in Eugene geboten.

In Seattle bei Sheila und Spencer war es fast noch besser. Die zwei, auch schon über 60, fahren nämlich selbst Tandem und reisen auch damit. Die Reisen sind zwar voll durchorganisiert, dafür fahren die beiden auch deutlich sportlich. Was für uns bedeutete, das wir uns auf der gemeinsamen Ausflugsfahrt auf Vashon Island deutlich ranhalten mussten um den Anschluss nicht zu verpassen. Neben Kaffeetrinken mit der Familie, Abendessen auf der Dachterasse, Golfbahnenbau in Spencer Schulturnhalle und deren Flughafentransfer war sicher die Herzlichkeit mit der wir für mehrere Tage aufgenommen wurden überwältigend.

Bleibt nur auch von dieser Stelle aus DANKE zu sagen. Ihr drei habt uns wirklich eine wunderbare Zeit in USA bereitet. Und natürlich die dringende BITTE an ALLE die hier mitlesen; meldet Euch doch einfach alle bei WARMSHOWERS an und lernt in Zukunft auch interessante Radreisende kennen. Viele haben wunderbare Geschichten zu erzählen und bieten so einen oder sogar ein paar klasse Abende mit Fernwehgefahr. Also auf geht’s und helft den Radler, die haben es verdient!! Und das Beste, es ist vollkommen kostenlos. Wo gibt es das heute noch?

 

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