Von Xi’an nach Lanzhou

Tandem Weltreise

Nachdem China uns gut 2 Wochen vom Internet ausgesperrt oder unsere Stromversorgung gekappt hat, nun endlich wieder ein paar neue Bilder.

Für uns ist das jetzt schon ein bisschen her, aber den Besuch der Terrakotta Armee bezahlten wir mit einem hohen Preis. Neben den knackigen (für chinesische Verhältnisse) Eintrittspreisen für das Museum, mussten wir, auf unserem Weg nach Lanzhou, jetzt auch noch durch Xi’an durch. Als erste Hauptstadt Chinas und ehemals grösste Stadt der Welt, gehört Xi’an für uns automatisch zu den Orten, die wir mit dem Rad gerne meiden. Hier hatten wir nun keine Wahl, Xi’an lag direkt auf unserer Strecke und so mussten wir mitten durchs Zentrum. Gegen 11 Uhr verliessen wir also die Terrakotta Armee in Richtung Lanzhou. Um etwa 11:05 Uhr bekam Bob, unser Anhänger, einen Platten, seinen ersten. Es war drückend heiß, die Sonne brannte und Schatten für die Reparatur war keiner zu finden. Zeigte unsere Radfahrmotivationskurve schon vor dem Platten nicht nach oben, knickte sie jetzt deutlich ein. Schnell reifte der Gedanke, vielleicht doch die schöne Altstadt, mit fast vollständig erhaltener Stadtmauer, von Xi’an anzusehen und die Nacht dort zu verbringen.

So verkürzte sich unsere Tageskilometerleistung auf „satte“ 30km, immerhin durch chinesischen Stadtverkehr. Mittlerweile hatten wir uns zwar gut an die Eigenheiten des Verkehrs gewöhnt, mehr Konzenztration erfordert so eine Stadtfahrt dennoch. Nach etwa 2 Stunden erreichten wir die Stadtmauer und kaum hatten wir sie passiert, standen wir vor einem Starbucks. Nach über 2 Wochen ohne Kaffee hätte es schlechter laufen können. So gönnten wir uns vor der Unterkunftssuche noch einen leckeren Kaffee mit einem guten Muffin. Der Tag schien doch noch einen guten Lauf zu nehmen. Nach dem Starbucksbesuch begaben wir uns auf Unterkunftssuche. 4 Versuche starteten wir, dann war klar, es ist sinnlos, wir müssen in ein Hotel für Touristen „from outer space“. Diese Hotels haben eine Extralizenz und lassen sich diese Ausgabe direkt von uns bezahlen. So landeten wir in einem „Nobelschuppen“, immerhin absolut im Zentrum. Nach der wohlverdienten Dusche brachen wir in Richtrung Altstadt auf, oder jedenfalls dorthin wo wir diese vermuteten. Weit kammen wir nicht, fielen wir doch in einen Streetfoodmarket, für uns eigentlich die bessere Alternative. Wir liessen Altstadt und Stadtmauer da wo sie hingehören und vergnügten uns auf dem Market.

Die alte Seidenstrasse

Am nächsten Morgen verliessen wir Xi’an in Richtung Lanzhou. Xi’an ist nicht nur ehemalige Hauptstadt sondern auch gleichzeitig der Einstieg in die Seidenstrasse. Diese uralte Handelsroute verband früher China mit Europa. Eigentlich ist es keine Strasse sondern vielmehr ein Wegenetz das weit gefächert viele Länder verbindet und in Europa endet. Ganz bis Europa wollten wir der Seidenstrasse nicht folgen, aber doch wenigstens ein gutes Stück gen Westen. Die Fahrt aus Xi’an heraus gestaltete sich erstaunlich einfach und freundlich, wir fuhren auf einer wenig genutzten Nebenstrasse die auch noch von guter Qualität war. Als nächstes kleines „Highlight“ lag das Famen-Kloster auf unserem Weg. Der Besuch enttäuschte uns allerdings. Die riesige Anlage, mit vielen neuen Bauten, ist extrem weitläufig aufgebaut und sehr auf Tourismus ausgelegt. Einzig das kleine Museum und die alte Pagode konnten uns begeistern. So hielten wir den Besuch entsprechend kurz und machten uns nach ein paar Stunden wieder auf den Weg. Soweit wir wussten, wieder auf die Spuren der alten Seidenstrasse, nur fanden wir absolut keinen Hinweis auf diese tradionelle Handelsroute. Erst nach Tagen passierten wir eine Apfelplantage die sich diese Tradition im Namen zu nutze machte. Mehr aber auch nicht, das sollte sich bis Lanzhou auch nicht ändsern. Ein kleiner Hinweis auf etwa 800km. Bisher hatten wir die Chinesen kennengelernt, als jede Möglichkeit nutzend, Traditionen für touristische Umsätze einzusetzen. Dieses Stück der Seidenstrasse lassen sie bislang aus.

BaustelleNach ein paar Tagen verschlechterte sich unsere Strasse erheblich. Aus der schönen Nebenstrasse durch die saftig grüne hügelige Lanfdschaft wurde eine 200km Baustelle. Das bedeutete asphaltierte Bereiche wechselten sich mit Sand- bis Matschwegen ab. An einer Stelle war sogar ein LKW liegengeblieben und drohte die Böschung hinunter zu rutschen. Im Gegensatz zu den Autos kamen wir knapp daran vorbei und konnten das Problem auslassen. Uns bescherte es allerdinsg eine autofreie Strasse für die nächsten 30 Kilometer. Auch Tunnel tauchten vermehrt auf der Strecke auf. Manche waren gut, viele eher dunkel und sehr eng. Unsere Belauchtung ist dafür eigentlich nicht ausgelegt, daher waren die ersten Tunnel etwas kribbelig. Hier zeigt sich aber nun der Vorteil des chinesischen Verkehrs. Die Chinesen sind einfach gewohnt, das langsame, schlecht oder gar nicht beleuchtete Fahrzeuge, Fussgänger oder Tiere im Tunnel auftauchen können und passen entsprechend gut auf. Abgelenkt durch die Baustelle befanden wir uns „plötzlich“ auf einer Höhe von 2500m. Ebenso schleichend änderten sich die Menschen. Die Freundlichkeit blieb, oder wurde sogar noch herzlicher, ihr Aussehen wurde aber immer orientalischer. Unsere westliche Fahrtrichtung machte sich nun immer mehr bemerkbar. Auch die Waren auf den Märkten wurden anders, nur ein bisschen, aber anders. So gab es deutlich mehr Gebackenes als noch in Xi’an und mehr Gewürze. Kurze Zeit später erreichten wir Lanzhou. Hier mussten und wollten wir unser Visum verlängern.

 

China Visum

Der wichtigste Grund für uns über Lanzhou zu fahren war die Verlängerung unserer Aufenthaltsgenehmigung. In Lanzhou sollte es einfach und unkompliziert möglich sein weitere 30 Tage Visum zu erhalten. Wir kamen an einem Freitag gegen Mittag an, so konnten wir noch am Nachmittag das neue Visum beantragen, dachten wir. Die Idee war gut, nur wollte der nette Herr im Touristenvisa-Büro nichts davon wissen. Er zeigte uns wie einfach wir ein neues Visa bekommen können, die Laufzeit, allerdings, beginnt mit dem Tag der Antragsstellung, nicht wie wir meinten mit Ablauf des 1.Visums. Dies „grätschte“ aber in unsere Planungen, zudem würden wir etwa 5 Tage Aufenthaltsdauer verlieren. Soweit wir wussten, sollte die Visaverlängerung an das alte Visum anschliessen, davon liess sich unser Beamte aber nicht überzeugen. Sein bester und einziger Ratschlag war, besser ist wir kämen am Montag wieder, weil am Wochenende definitiv nichts passiert und wir die Pässe ohnehin erst am Mittwoch zurückbekämen. Den Vorschlag nahmen wir zähneknirschend an, schauten uns im den 2 Tagen Lanzhou ein bisschen an und planten die weitere Reise. Lanzhou ist ein nettes Städtchen, keine grossen Highlights, aber es gibt genug zu sehen um entspannt ein Wochenende dort zu verbringen. Allerdings mussten wir auch hier in ein Hotel mit „Touristen“-Permit einchecken. Diesmal aber zu moderaten Preisen. Der Witz ist, in kleinen Städten fragt da niemand nach.

Tandem ReiseAm Montag schlugen wir wieder im Visa-Büro auf, unser Beamte erkannte uns sofort und half uns nach Kräften. Eigentlich war alles ganz einfach und wir bezahlten die Gebühren. Bei dem letzten Schritt von Miekes Antrag machte das „System“ Probleme. Miekes Photo konnte nicht aufgerufen werden. Nett wie unser Beamter war, bot er uns an den Rest zu erledigen, sobald es wieder ginge. Normal sollte das Visum am Dienstag fertig sein, da das „System“ aber nun Probleme machte war das nicht mehr sicher. Die schlechte Nachricht gab es dann auch als wir am Dienstag anriefen, Mittwoch nicht vor dem Mittag. So mussten wir den gebuchten Zug nach Chengdu umbuchen, was wieder bedeutet: erst altes Ticket stornieren und dann neues buchen, weil sonst sitzen wir zeitlich überschneidend in verschiedenen Zügen, das wiederum lässt das Bahn-System nicht zu. Um ein Ticket zu stornieren, muss man in jedem Fall zum Bahnhof. Da wir nicht lesen können und mit keinen weiteren Tricks rechneten, stellten wir uns an einen beliebigen Schalter an, leider schloss der Schalter als wir an 3. Stelle waren. Das nennt man dann wohl Pech. Ok, ein neuer Schalter. Wieder hinten an, so etwa 15.Stelle. Als wir endlich an der Reihe waren, wurde uns klar gemacht, dass wir uns am falschen Schalter angestellt hatten. Wir wurden an den Nachbarschalter verwiesen. Wie wir das hätten erkenen können? Keine Ahnung, die Beschriftung der Schalter war identisch, soweit wir erkennen konnten. Also nochmal 30 Minuten warten. Als wir an der Reihe waren, klappte es dann auch. Wir bekamen ein neues Ticket und konten am Mittwoch rechtzeitig unser Visum entgegennehmen. Unsere China-Reise konnte weitergehen, allerdings mit veränderter Planung.

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